Französische Aufklärung
Drei Veranstaltungen im Wintersemester an der Romanistik der Universität Bamberg stehen unter dem Zeichen der französischen Aufklärung, für interessierte Gäste offen:
- Sprichwörtlich als Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, formulieren sich mit der Aufklärung Tendenzen des Individuums in der Moderne. Die Vorlesung will einerseits einen literaturgeschichtlichen Überblick über das 18. Jahrhundert bieten, andererseits aber auch Aufklärung als unabschließbaren Prozess bis in unsere Gegenwart verfolgen: Wo keine Autorität mehr Wahrheit beansprucht, entstehen demokratischer Streit, hermeneutische Interpretationen, Individualisierung und Emanzipation als ein Freiheitsversprechen, das viele Debatten bis heute im Kern bestimmt, gegen irrationale Dogmen, für Toleranz, gegen Diktatur und für Menschenrechte. Auch die Aufklärung selbst unterliegt dieser Prüfung, etwa im Vorwurf, dass das, was Europäer als universalistisch in die Welt getragen haben, doch nur eurozentrisch war, etwa im Kolonialismus.
- Marivaux‘ Komödien zählen zu den meistgespielten Theaterstücken in Frankreich. In Deutschland sind nur ein paar wirklich auf der Bühne zuhause, etwa Le Jeu de l’amour et du hasard von 1730. Der Dichter zählte im Kampf zwischen Klassizisten und Modernisten zu den Modernen, und in der Tat weisen seine Stücke in die Zukunft des französischen Theaters. Die Sprache ist natürlich geworden, die Struktur der Stücke testet die Grenzen des Aufklärungsdramas aus. Wir diskutieren einige Werke, Aufführungen und Verfilmungen im Werkzusammenhang.
Klassiker der Kulturwissenschaft: Rousseau und die Folgen
- Rousseau ist vielleicht der bedeutendste Kritiker der Moderne in einer Zeit des Zukunftsoptimismus gewesen. Auf die Preisfrage der Académie von Dijon: „Hat die Wiederherstellung der Wissenschaften und Künste dazu beigetragen, die Sitten zu läutern?“ antwortete er mit einem entschiedenen Nein. So wurde Rousseau ein Prophet der Aussteiger, des Exotismus, der Zivilisationskritik. Sein Nein verfolgen wir durch die Jahrhunderte bis heute. Alfred Hirsch schrieb in Schlüsselwerke der Kulturwissenschaften: „Als Kristallisationspunkt für die aktuelle und zukünftige Kulturkritik könnten die Überlegungen Rousseaus dienen, weil sie einerseits die komplizierte Beziehung der Dualität Natur/Kultur problematisieren und weil sie andererseits das Phänomen Kultur eng mit dem kritischen Denken der Sprache, der Zeichen und der Medien verflechten.“
Ill.: Maurice Quentin de La Tour, Porträt von Jean-Jacques Rousseau, Public Domain